50 Jahre Umweltministerium: Naturpark Hirschwald nimmt an Veranstaltungsreihe mit einer Exkursion teil
14.09.2020 08:57
Schmidmühlen/München. Geht man in Bayern bewusster mit seiner direkten Umwelt und der Natur um als anderswo in Deutschland? Meinen könnte man es, denn die Heimatverbundenheit und der Wille, die Schönheit der Heimat zu erhalten, hat in Bayern Tradition. In Bayern geht man seit jeher selbstbewusst mit seiner Natur um. Schließlich weiß man was man hat. Oder?
Im Jahre 1970 wurde in München Deutschlands erstes Umweltministerium gegründet. Ein Aufbruch in eine neue Ära, so heißt es. Im selben Jahr wurde der erste deutsche Nationalpark im Bayerischen Wald ausgewiesen – 1978 der Nationalpark Berchtesgaden.
Ortswechsel nach Schmidmühlen ins Lauterachtal in der Oberpfalz. Die Lauterach, tief hineingeschnitten in den Bayerischen Jura, mäandriert in der Aue vor sich hin. Dieses Gebiet im Südwesten des Naturpark Hirschwald ist eine der artenreichsten Gegenden Bayerns und war die Kulisse einer Wanderung, die der Naturpark Hirschwald zu der Veranstaltungsreihe „50 Jahre Bayerisches Umweltministerium“ beigetragen hat. Einhergehend mit großem Interesse der Teilnehmenden.
Naturpark Ranger Christian Rudolf nutzt die Gelegenheit sein aktuelles Projekt zum Schutz der heimischen Krebsarten in den Naturparkgewässern der Öffentlichkeit vorzustellen und führt die Gruppe zielsicher zu einer in der Lauterach ausgelegten Reuse. In der Reuse sind mehrere amerikanische Signalkrebse gefangen. Eine invasive Art, die in den bayerischen Flüssen und Bächen keineswegs heimisch ist und unsere heimischen Krebsarten zunehmend verdrängt.
„Erst einmal führen wir ein sogenanntes „Monitoring“ durch. Das bedeutet, dass wir mittels Reusen schauen, welche Krebsarten hier in der Lauterach überhaupt noch vorhanden sind. Wir wollen herausfinden, ob sich hier oder da noch eine Population heimischer Stein- oder Edelkrebse halten hat können.“, erklärt Rudolf. „Die gefangenen invasiven Signalkrebse dürfen wir dann laut Naturschutzgesetz nicht mehr in den Fluss zurücksetzen und müssen verwertet werden.“ Deshalb hat der Naturpark gerade zusammen mit der höheren Naturschutzbehörde eine Anfrage beim Umweltministerium gestellt, ob eine gastronomische Verwertung zulässig ist.
„Da hier daneben ist eine Mühlkoppe“. Christian Rudolf zeigt auf einen kleinen Fisch, der ebenfalls fälschlicherweise in der Reuse gelandet ist. Die Mühlkoppe, auch Groppe genannt, ist eine hier in der Lauterach heimische Art und ist nach FFH-Richtlinie geschützt. Das bedeutet, dass die Art europaweit unter Schutz steht. Bayern trägt mit seiner Vielfalt an geeigneten Gewässern eine große Verantwortung für das europäische Naturerbe und zum Erhalt der Art. Deshalb wird dieser kleine Fisch umgehend wieder ins Gewässer entlassen.
50.000er Marke geknackt
„Das Projekt fordert die Beteiligten im Moment zeitlich sehr. Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass diese Aktion ohne die Beteiligung der Fischereivereine nicht möglich wäre“, ergänzt der Naturpark-Ranger Christian Rudolf. Durch seine Koordination konnten alle Fischereiberechtigten (Fischereiverein Amberg, Fischereiverein Rieden, Fischereiverein Schmidmühlen, Lauterach Genossenschaft) an einen Tisch geholt und für das Projekt begeistert werden. Seit Juni haben diese ehrenamtlichen gut 52.000 amerikanische Signalkrebse gefangen und verwertet und damit den Druck auf die unter Umständen verbleibenden heimischen Arten erheblich gemindert.
Mit bleibenden Eindrücken ließen die Teilnehmer der Wanderung die Exkursion in Schmidmühlen bei einer kleinen Verköstigung ausklingen. Dazu wurden Corona konform für jeden Teilnehmer Häppchen aus Forelle und Signalkrebs serviert. Erfreulicherweise hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz zu seinem 50. Geburtstag dafür die Kosten übernommen.