Einweihung der Kunstwanderstation Köfering
04.07.2016 10:08
Vegetation der Karstlandschaft
Am 3. Juni wurde im Kümmersbrucker Ortsteil Köfering die 7. von 8 Kunstwanderstationen eingeweiht. Damit ist der Kunstwanderweg im Naturpark fast komplett. Das Thema an dieser Station ist die Vegetation der Karstlandschaft, für die der Wacholder steht.
Das Kunstwerk nennt sich “Einblick” und wird so beschrieben: Das Zypressengewächs Juniperus hat viele Namen; Wacholder, Machandelbaum, Kranewittbaum, Reckholder, Weihrauchbaum, Feuerbaum und auf Oberpfälzisch Krampertschtauern. Der Wacholder gilt in allen Kulturen der Welt als Symbol des Lebens. Ein altes, immergrünes Gewächs, was seit jeher in der Oberpfalz beheimatet ist. Auf Grund seiner wertvollen Wirkstoffe, die Verwendung in der Küche und in der Heilkunde finden, bezeichnet man den Wacholder auch als Zauberholz. In diesem Kunstwerk ist die äußere Form des Wacholders auf ein quadratisches Symbol reduziert. Die reduzierte Außenform lenkt den Blick auf die Schönheit im Inneren. Die Skulptur gewährt tiefe Einblicke, sie gewährt eine Ein-Sicht – wer die oberflächliche Wahrnehmung durchdringt und den Dingen auf den Grund geht, erkennt das Wesentliche.
Das Thema “Vegetation der Karstlandschaft”: Dort, wo heute Köfering und der Naturpark Hirschwald liegen, befand sich vor mehr als 150 Millionen Jahren ein flaches warmes Meer. Die Reste der Kalkschalen der einst darin lebenden Organismen bilden heute den Untergrund unter unseren Füßen – den auf den Höhen von der Unterkreide überdeckten Oberen Jura, auch Weißer Jura oder Malm genannt. Dieser Kalksteinuntergrund wurde über die Jahrmillionen – und wird es auch noch heute – fortlaufend durch die Witterungseinflüsse und insbesondere durch das Eindringen von Oberflächenwasser ausgeschwemmt und bildet Spalten, Löcher und Höhlen. Auch an der Oberfläche führt die Verwitterung zur Bildung einer Karstlandschaft mit freiliegenden Felsstrukturen, flachgründigen, wenig ergiebigen Böden und Fehlen von Oberflächengewässern. Hier gedeihen kalkliebende und an die Trockenheit angepasste Pflanzen. Historisch war der Ackerbau im Karst eher unbedeutend, so dass sich der Mensch auf die Hütehaltung von Weidetieren verlegte. Auch dies hat bei der Vegetation zu Anpassungen geführt. Ein Paradebeispiel ist der Wacholder, der einerseits mit den Standortverhältnissen gut zurecht kommt, sich andererseits aber auch erfolgreich gegen den Viehverbiss wehrt und so auch lange nach Aufgabe der Weidewirtschaft noch als historischer Zeiger für ehemalige Viehweiden in unserer Landschaft dient.
Der Kunstwanderweg im Naturpark Hirschwald soll Natur und Kultur auf ästhetische Weise miteinander verbinden. Jede Station soll wieder erkennbar, aber dennoch einzigartig sein, die regionale Identität der jeweiligen Gemeinde wiederspiegeln und die naturschutzfachliche Besonderheit der Region herausstellen. Das Projekt des Kunstwanderwegs ist in dieser Form einmalig im Naturraum des Bayerischen Juras und in der Oberpfalz.
Verbindung
Ein grundsätzlicher Gedanke war es, alle Naturparkgemeinden mit einem Weg zu verbinden, dazu sollen aber keine neuen Wege geschaffen werden, sondern vorhandene Strukturen miteinander neu vernetzt werden und somit ein Wir-Gefühl in der Region geschaffen werden. Dieser soziale Aspekt zur Stärkung der regionalen Identität war der Grundgedanke.
Information
Die Kunstwanderstationen sollen ein Ort der Information werden. Die Besucher vor Ort sollen spezifische Informationen über das Kunstwerk und den Bezug zum Naturpark und zur Natur in der jeweilige Gemeinde erhalten.
Rast
Pausen sind wichtig bei Wanderungen. Dabei kann über gerade erlebtes reflektiert werden und neue Kräfte können gesammelt werden. Die Wanderstation soll dazu einladen, genau an diesem Ort halt zu machen. Die Wanderstationen sind immer an Orten, von wo aus es Neues zu entdecken gibt. Sie weisen den Weg und lenken die Besucher in bestimmte Richtungen weiter.
Kunst
Nicht zuletzt ist das Thema des Wanderwegs die Kunst! Es entstehen eindrückliche Kunstwerke, die die Besonderheiten der Gemeinde und damit der Region reflektieren. Sie sollen auch dem Naturpark Hirschwald ein neues Profil geben. Dabei heißt es keineswegs auffallen um jeden Preis! Die Kunstwerke sind so gestaltet und erklärt, dass jeder Besucher einen Zugang dazu und zur umgebenden Natur finden kann.
Die Themen der Stationen :
Kastl: Geschichte der Kulturlandschaft im Lauterachtal, Landschaftspflege
Hohenburg: Fledermäuse
Schmidmühlen: Historische Schifffahrt – Bedeutung von Flussrenaturierung
Rieden: Geschichte der Kulturlandschaft im Vilstal
Ensdorf: Schöpfung und Bewahrung des Naturerbes
Ursensollen/Hausen: Wandern und Wahrnehmen
Kümmersbruck/Köfering: Vegetation der Karstlandschaft
Amberg: Geschichte des Hirschwaldes, Waldgebiete in der Oberpfalz
Die Stationen wurden nach dem Konzept des Künstlerehepaars Hanna Regina Uber und Robert Diem, aber auch unter Beteiligung von Gastkünstlern erstellt. Gefördert wird das Projekt aus Mitteln des Freistaates Bayern, der Förderstiftung der Sparkasse Amberg-Sulzbach und der beteiligten Kommunen.