Eingriffeliger Weißdorn

Deutscher Name

Eingriffeliger Weißdorn

Lateinischer Name

Crataegus monogyna Jacq.

Namensbedeutung

Crataegus aus dem gr. krataios = fest, stark (bezieht sich auf das Holz), monogyna bedeutet eingriffelig

Baum/Strauch

Strauch/Baum

Fremdländisch/einheimisch

Einheimisch

Laub-/Nadelholz

Laubholz

Blattform

Breit eiförmig bis rautenförmig, Basis gestutzt oder breit keilförmig, bis etwa zur Hälfte der Spreitenhälfte geteilt, die 3-7 Lappen schmal, spitz, nur an der Spitze grob gezähnt, oberseits glänzend mittelgrün, unterseits bläulich grün, Nebenblätter blühender Kurztriebe breit sichelförmig bis linealisch, ganzrandig oder grob gezähnt. Die Blätter sind deutlich tiefer eingebuchtet als die des Zweigriffeligen Weißdorns.

Rinde

Olivgrüne, glatte Rinde. Borke nur am Grunde alter Stämme entstehend und schuppig abblätternd. Bis zu 3 cm lange Dornen.

Blüte

0,8-1,5 cm breit, zu 5-6 in mittelgroßen, kahlen Trugdolden, Blütenbecher kahl oder behaart, Kelchblätter meist so lange wie breit, 3-eckig, stumpflich bis abgerundet, selten bis 2-mal so lang wie breit. Der Eingriffelige Weißdorn beginnt 14 Tage später zu blühen als der Zweigriffelige Weißdorn. Blüte bei beiden erst nach der Laubausbildung, im Gegensatz zur Schlehe. Der starke Blütenduft, der aus der Nähe für uns eher fischartig unangenehm ist, wird durch den Stoff Trimethylamin hervorgerufen.

Mai-Juni

Frucht

Kugelig bis ellipsoid, 8-9 mm dick, dunkelrot, 1 Steinkern (beim Zweigriffeligen Weißdorn sind es 2). Das Fruchtfleisch ist mehlig und schmeckt säuerlich-herb. Daher die alternativen Namen Mehldorn, Mehlfässchen.

Wuchsform

Meist mit kräftigen, dornigen Kurztrieben, Dornen, junge Triebe hell filzig behaart, bald verkahlend. Gutes Ausschlagsvermögen, verträgt kompletten Rückschnitt.

Höhe

Bis 10 m

Alter

Bis zu 500 Jahre, in der Regel etwa 150 Jahre

Standort

Auf nährstoffreichen, humosen, feuchten, basenreichen bis mäßig sauren Lehmböden. Der Weißdorn ist ein tiefwurzelndes Licht- bzw. Halbschattengehölz.

Holz verwendet zu…

Holzschnitte, Drechselarbeiten, Stiele von Werkzeugen, Holznägel, Rechenzähne, Spindeln und Spazierstöcke.

Sonstige Teile verwendet zu…

Früchte für Marmeladen und Kompott

Wichtige Schädlinge

Weißdorne sind Wirte für den Erreger des Triebsterbens bei Birnbäumen und für den gefährlichen Feuerbrand. Diese bakterielle Erkrankung befällt vor allem Kernobstgewächse.

Kulturhistorische Infos

Seinen deutschen Namen verdankt der Weißdorn vermutlich nicht den weißen Blüten, sondern seiner hellen grauen Rinde, und zwar im Vergleich zur dunklen Rinde des Schwarz- oder Schlehdorns.

Die Früchte wurden ursprünglich als Mehlfässchen bezeichnet. Eignet sich gut als Heckenpflanze.

Sagen und Mythen

Bereits in der Jungsteinzeit wurden Weißdornfrüchte als Nahrung gesammelt. Nachdem die Sammler und Jäger sesshaft geworden waren, bildeten sich am Rand der gerodeten Flächen Dornenhecken aus oder wurden auch aktiv als Abwehr begründet..

Die älteste schriftliche Überlieferung zum Weißdorn kommt aus dem Jahr 1500 v. Chr. von den Hethitern: eine Beschwörung zur Krankheitsübertragung auf den Strauch, meist durch Durchkriechen. Vor allem am dornigen Weißdorn konnten Krankheiten und Sorgen gut hängen bleiben.

Die Römer legten Kindern Weißdornzweige in die Wiege, um eindringende Dämonen fernzuhalten.

Die Kelten begingen zur Blütezeit des Weißdorns das Frühlingsfest Beltaine (1. Mai). Der Weißdorn wurde dabei zum Fruchtbarkeitssymbol. Nach der Christianisierung übernahm Maria den Platz der vorchristlichen Göttinnen, und der Mai wurde zum Marienmonat. Maialtäre wurden mit blühenden Weißdornzweigen geschmückt, denn der Weißdorn hatte Maria auf der Flucht nach Ägypten ein schützendes Versteck vor Verfolgern geboten.

Der Sage nach wurde der Zauberer Merlin, von Niniane, dem schönen Mädchen, welchem er verfallen war, nachdem er ihr all seine Künste verraten hatte, unter einem Weißdornbusch gebannt und fiel in einen ewigen Schlaf. Nur sie selbst konnte den Bannkreis durchbrechen und ihn, wann immer sie wollte, besuchen.

Auch im germanischen Sagenkreis heißt es, dass die Walküre Brünhild vom Gott Odin mit dem „Schlafdorn“ (= Weißdorn) gestochen wurde und so in tiefen Schlaf fiel. Erst der Held Sigurd konnte sie daraus erwecken. Erstaunliche Parallelen hierzu finden wir im Märchen vom Dornröschen: Hier muss der Held eine Dornenhecke überwinden, um den hundertjährigen Schlaf der Königstochter zu beenden. War die schlafbringende Spindel möglicherweise aus Weißdornholz gefertigt?

Im Mittelalter nutzte man die abwehrenden Kräfte des Weißdorns vor allem gegen Hexen, Geister und Dämonen.

Historische Weißdornbüsche:

·         Eine weitere christliche Überformung besagt, dass Josef von Arimathäa, der beim Tod von Jesus dabei war,  nach England pilgerte und in Glastonbury eine Kirche erbaute. Er steckte dort seinen Wanderstab aus Weißdornholz am Weihnachtsabend in die Erde, und daraus erwuchs ein Baum, der jedes Jahr zu Jesu Geburt blühte. Tatsächlich gibt es in der Gegend von Glastonbury eine Variante des Weißdorns, die zweimal jährlich blüht, im Winter und im Frühjahr.

·         In Klingenmünster (Rheinpfalz) wurde 1823 ein uralter Weißdornbusch vom Blitz zerstört, der auf den Merowingerkönig Dagobert I. (7. Jh. ) zurückgehen soll.

·         Einsiedel bei Tübingen: Graf Eberhard im Barte (15. Jh.) soll aus dem Heiligen Land einen Weißdornsetzling mitgebracht haben und im Hof seines Jagdschlosses gepflanzt haben. Im 18. Jh. starb der legendäre Baum ab. Der heutige Weißdorn an derselben Stelle soll ein direkter Nachkomme des historischen Baums sein. Der Dichter Ludwig Uhland setzte ihm 1810 mit dem Gedicht „Graf Eberhards Weißdorn“ ein Denkmal.

·         Das Kloster Marienstatt im Westerwald entstand laut einer Sage aufgrund eines Weißdornbusches. Im Jahr 1221 erschien Abt Hermann Maria im Traum, und sie hatte einen blühenden Weißdornstrauch als Hinweis für den neuen Klosterstandort angekündigt.

Naturschutzfachliches

Der starke Blütenduft lockt unzählige Insekten an. Der reichlich produzierte Nektar wird vorwiegend von Fliegen, Käfern und Hautflüglern aufgenommen. V.a. Amseln, Drosseln und Krähen fressen die Früchte.

Der Weißdorn hat eine große ökologische Bedeutung für die Tierwelt. Er ist Lebensraum und Nahrungsspender für eine Vielzahl von Insekten und Singvögeln. Mehr als 160 Insektenarten ernähren sich vom Weißdorn und werden wiederum von den Heckenvögeln verspeist. 56 Schmetterlingsarten finden hier Nektar und deren Raupen nahrhafte Blätter . Dazu gehören auch Arten, die bereits auf der Roten Liste stehen. Als Hecke gepflanzt ist der dornige Strauch ein optimaler Nistplatz für zahlreiche Vogelarten wie Dorngrasmücke, Drossel oder Neuntöter. Seine Früchte und die vielen Insekten sind für die Vogelwelt ein wichtiges Nahrungselement. 32 Vogelarten tragen auf diese Weise zur Verbreitung des Weißdorns bei. Die Samen sind erst entwicklungsfähig, wenn sie den Vogeldarm passiert haben!

Klimaprognose

 

Baum des Jahres

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Naturheilkunde

Der fischartige Duft der Blüten geht glücklicherweise beim Trocknen verloren, weshalb der Tee gut zu trinken ist. Arzneilich werden Blätter, Blüten und Früchte verwendet. Der Weißdorn ist in der modernen Phytomedizin das wichtigste Herzmittel.

Er wirkt durchblutungsfördernd auf Herzkranzgefäße und blutdrucksenkend. Die Pflanze eignet sich zur Nachbehandlung von Herzinfarkten, die Wirkung tritt allerdings erst bei längerfristigem Gebrauch auf.

Auffallend ist, dass die heutige Hauptwirkung im Bereich des Herzens unseren Vorfahren offenbar unbekannt war. Die spezifische Herzwirkung wurde erst um 1850 entdeckt.  Warum diese wichtige Indikation des Weißdorns erst so spät entdeckt wurde, ist ein medizinisches Rätsel. Normalerweise sind solche Wirkungen unseren Vorfahren nicht entgangen und in der Volksmedizin über Jahrhunderte bekannt. Vielleicht liegt es auch daran, dass Herzprobleme vor der Industriellen Revolution keine große Rolle spielten.

Der Weißdorn zeichnet sich dabei durch eine sehr gute Verträglichkeit und das Fehlen von Nebenwirkungen aus.

Verwendung in der Küche

Früchte (August bis September) entkernt roh oder zu Mus oder Wein weiter verarbeitet. Ihr Vitamin-C-Gehalt ist mit dem der Zitrone vergleichbar. Sie versprechen allerdings optisch mehr, als sie letztendlich halten können: Sie sind kaum süß und schmecken roh ziemlich fad und mehlig. Kocht man sie aber zusammen mit Äpfeln, Birnen, Pflaumen oder Brombeeren zu Mus, Marmelade, Gelee oder Sirup, schmecken sie sehr gut. In Notzeiten nahm man die getrockneten und gemahlenen Früchte als Mehlersatz und verfütterte sie auch an Schweine.

Samen können geschrotet und geröstet wie Kaffee aufgebrüht werden.

Mit den jungen Blättern können Spirituosen aromatisiert werden.

Junge Blätter können zu Salatverarbeitet werden.

Ältere Blätter können als Tee aufgebrüht werden.

Blüten werden für Desserts verarbeitet oder zur Zuckeraromatisierung verwendet. Aus Blüten kann Likör hergestellt werden.

Knospen können wie Kapern eingelegt werden.

Naturparkspezifisch

In vielen Teilen landschaftsbildprägend