Hasel, Gemeine

Deutscher Name

Gemeine Hasel

Lateinischer Name

Corylus avellana

Namensbedeutung

Corylus kommt von griechisch corys = Maske, wegen der gefransten Deckblätter, die die Nuss maskenartig umhüllen. Avellana weist auf die Stadt Avella in Kampanien hin, die für ihre Nüsse bekannt war. Das deutsche Wort Hasel entwickelte sich aus dem althochdeutschen hasal = Nuss.

Baum/Strauch

Strauch

Fremdländisch/einheimisch

Einheimisch

Laub-/Nadelholz

Laubholz

Blattform

Rundlich bis verkehrt-eiförmig, 5-10 cm lang, plötzlich zugespitzt, doppelt gesägt, etwas gelappt, Nervenpaare 6-7, Basis oft asymmetrisch, Stiel 0,5-1,5 cm lang, drüsig behaart.

Rinde

Rinde graubraun, bald verkahlend und längsrissig mit zerstreuten, hellen Korkwarzen.

Blüte

Männliche Kätzchen 8-10 cm lang, gelblich walzenförmig. Knospenartige weibliche Blüten sehr klein, mit schönem dunkelrotem Narbenbüschel.

Februar-April

Frucht

Zu 1-4, Hülle nicht oder nur wenig über die Nuss herausragend, Lappen gezähnt, Nuss länglich-eiförmig, 1,6-1,8 cm lang. August - Oktober

Wuchsform

Zweige kurz filzig und abstehend drüsig behaart. Außergewöhnliches Ausschlagsvermögen, auch wenn der Strauch komplett auf den Stock gesetzt wird.

Höhe

6 m

Alter

Bis 100 Jahre

Standort

Oftmals bestandbildend in lichten Laubwäldern, an Waldrändern, Gebüschsäumen, in Auenwäldern, Buchen- und Eichen-Mischwäldern und Hecken.

Auf tiefgründigen, lockeren, humosen, oft steinigen, nährstoffreichen Lehmböden, bevorzugt in sommerwarmer und mäßig sommertrockener Klimalage.

Holz verwendet zu…

Fassreifen, Flechtzäume, Spazierstöcke, Korbbügel, Drechselarbeiten.

Sonstige Teile verwendet zu…

Nüsse für den Verzehr

Wichtige Schädlinge

 

Kulturhistorische Infos

Die Haselzeit in der Nacheiszeit (7.000 – 5.500 v. Chr.) fiel mit der älteren Mittelsteinzeit zusammen. Die Haselnuss war damals für den Menschen eine sehr wichtige Frucht. Die Hasel bedeckte damals fast ganz Mitteleuropa und war damit die wichtigste Sammelnahrung der Menschen von der Steinzeit bis in die Bronzezeit, denn als einziger einheimischer Baum bot sie wohlschmeckende Nüsse an. Sicher haben auch schon die Menschen der Mittelsteinzeit an der Steinbergwand bei Ensdorf Haselnüsse in der Umgebung gesammelt. Möglicherweise hat ihr Überfluss die menschliche Lebensweise hin zur Sesshaftigkeit angeregt.

In germanischen Gräbern fand man Haselstäbe und Haselnüsse als Grabbeigabe.

Im Volksglauben wurde dem Haselnussstrauch auch eine blitzabwehrende Kraft zugesprochen. Bei Aufzug eines Gewitters steckte man Haselnusszweige ans Fenster.

Sagen und Mythen

Auch im Märchen Aschenputtel finden wir Spuren der Seelenhüterin Frau Hasel: Die Hasel war Sitz des Ahnengeistes der Mutter. Aschenputtel hatte sich von ihrem Vater eine Haselgerte für das Grab ihrer Mutter gewünscht, welche sich dann zum glücksspendenden Bäumchen entwickelte. Immer wenn sie darunter stand und ihrer Mutter ihr Leid klagte, kam ein weißer Vogel angeflogen und erfüllte ihre Wünsche.

Die elastischen und leicht biegsamen Äste des Haselnussstrauchs werden seit Tausenden von Jahren als Wünschelruten verwendet. Sie dienten den Rutengängern Asiens und Europas auf der Suche nach Wasseradern, nach positiven und negativen Energiefeldern. Aber auch verborgene Schätze, Erze, Metalle, verirrtes Vieh oder sogar Verbrecher sollten durch Wünschelruten aufgespürt werden. Haselruten waren angeblich vor allem für die Suche nach Gold und Silber geeignet.  Haselholz spielte ebenfalls eine Rolle bei Zauberstäben.

Um eine wirksame Wünschelrute zu bekommen, mussten zahlreiche Rituale eingehalten werden, die zauberkraftverstärkend wirkten. Beim Aufsuchen sollte weder auf dem Hin- noch auf dem Rückweg gesprochen werden. Die Ruten durften nur ohne Eisen, lediglich mit einer Feuersteinklinge geschnitten werden. Die Abtrennung wurde mit einem schnellen Schnitt vollzogen, damit die Hasel keine Möglichkeit hatte, die geheimnisvollen Kräfte aus dem Zweig zurückzuziehen. Besondere Tage spielten dabei auch eine Rolle: Karfreitag, Johanni, Walpurgisnacht usw., auch der Donnerstag war besonders erfolgversprechend.

Schutz- und Abwehrzauber: Gerichtsstätten und Felder wurden mit Haselzweigen abgesteckt.

Bei Gewitter wurden in alle Schlüssellöcher des Hauses Haselruten gesteckt. Dies hat damit zu tun, dass der Haselstrauch dem Donnergott Donar/Thor geweiht war. Aber es gibt auch eine christliche Erklärung, nämlich weil Maria, als sie über das Gebirge ging, um Elisabeth zu besuchen, von einem Gewitter überrascht wurde. Ein Haselstrauch gewährt ihr Schutz. So bat sie Gott, er möge den Haselstrauch aus ewige Zeiten vom Blitz verschonen.

Zog man mit einem Haselstock einen Kreis um eine Schlange, so konnte sie diesen nicht mehr verlassen.

Während der Hexenverfolgung glaubte man, die Hexen könnten mit der Hasel gebannt werden.

Naturschutzfachliches

Die Haselnuss ernährt 33 Säugetierarten, die es vor allem auf die energiereichen Nüsse abgesehen haben. Auch 10 Vogelarten, wie Buntspecht, Kernbeißer und Kleiber, haben die Nüsse zum Fressen gern. Für Pollen, Blätter, Zweige und Nüsse interessieren sich aber auch 112 Insektenarten, darunter viele Käfer, Wanzen und Kleinschmetterlinge. Einige Arten leben ausschließlich von der Hasel, etwa der Haselnussbohrer oder die Haselmaskenzikade. Der Frühblüher ist mit seinen Kätzchen außerdem ein sehr wichtiger Pollenlieferant für Bienen und Hummeln. Die Haselnuss ist somit eine der wichtigsten Nahrungspflanzen für die heimische Tierwelt.

Für die mittlerweile selten gewordene Haselmaus sind Haselnusshecken ein wichtiger Unterschlupf.

Klimaprognose

 

Baum des Jahres

-/-

Naturheilkunde

Die Blätter für Leber und Gallenerkrankungen.

Äußerlich als Waschungen und Umschläge für Venenerkrankungen.

Die Nüsse sind gut für Gehirn und Nerven und zur Linderung von Gleichgewichtsstörungen. Sie helfen nachweislich bei mangelnder Konzentration und Vergesslichkeit. Man nennt sie nicht umsonst Brainfood, also Hirn- und Nervennahrung. Vermutlich aus diesem Grund landeten sie im sogenannten Studentenfutter, das schon seit dem 17. Jh. aus Nüssen und Trockenfrüchten gemischt wird.

Brei aus den Nüssen bei entzündeten Augen und bei eiternden Wunden.

Speiseöl für die Hautpflege

In der neueren Forschung ist ein Nebenprodukt der Haselnüsse in den Fokus geraten, nämlich die dünnen braunen Häutchen, von denen die Nusssamen umgeben sind. Für sie wurde eine außergewöhnlich hohe antioxidative Wirkung belegt - ein Grund mehr, die Nuss mit dem papierartigen Häutchen zu verspeisen, auch wenn das etwas herb-bitter schmeckt.

Verwendung in der Küche

Junge Blätter von März bis April lassen sich wie Spinat zubereiten.

Nüsse geschält roh oder geröstet oder zu Öl gepresst.

Naturparkspezifisch

Im Ensdorfer Stephansturm, einem der ältesten Kirchtürme Bayerns, verwendeten die ursprünglichen Erbauer (um 1075) gebogene Haselruten als Schablonen, um die Fensterbögen zu mauern.