Pfaffenhütchen, Gemeines

Deutscher Name

Gemeines Pfaffenhütchen

Lateinischer Name

Euonymus europaea L.

Namensbedeutung

Der Name geht auf die einem Birett (priesterliche Kopfbedeckung) ähnlichen Früchte zurück. Allerdings bringen einige Volksnamen die Form der Früchte auch, hervorgerufen durch die Doppelmoral der Geistlichkeit auch mit deren Hoden in Verbindung: Pfaffenhödchen, Pfaffenhödel.

Euonymus = gr. guter Name, guter Ruf, was allerdings spöttisch gemeint war. In der Antike bedachte man giftige oder übelriechende Pflanzen gerne mit solchen gegensätzlichen Attributen.

Baum/Strauch

Baum/Strauch

Fremdländisch/einheimisch

Einheimisch

Laub-/Nadelholz

Laubholz

Blattform

Länglich lanzettlich oder eiförmig, 5-8 cm lang, zugespitzt, Basis abgerundet oder keilförmig, gleichmäßig fein gesägt, kahl, Stiel 5-8 mm lang. Im Herbst verfärben sie sich zunächst gelb und dann zu einem attraktiven Feuerrot.

Rinde

Graubraune, längsrissige Rinde. Junge Zweige 4-kantig oder gerieft, oft mit Korkleisten, kahl, zunächst grün, später graubraun bis dunkelrotbraun.

Blüte

Gelblich grün, etwa 1 cm breit, zu 3-5 oder mehr Zymen, 4-zählig, Antheren gelb.

Mai

Frucht

Rosa oder rot, 1-1,5 cm breit, abgerundet 4-lappig, Arillus (Samenmantel) orange, Samen weiß. August-Oktober. Die Samen enthalten ein stark giftiges, bitteres Öl.

Wuchsform

Hoher Strauch oder kleiner Baum, Zweige grün, Stiel rund bis 4-kantig oder gerieft, oft mit Korkleisten. Die Zweige stehen fast rechtwinklig vom Stamm ab.

Höhe

2-6 m

Alter

Bis zu 70 Jahre

Standort

Laubmischwälder und Auenwälder, Waldsäume und Gebüsche, an Hecken und Zäunen, Feldrainen und Wegrändern.

Auf mittel- und tiefgründigen, nährstoff- und basenreichen, oft kalkhaltigen, wechselfeuchten Ton- und Lehmböden.

Holz verwendet zu…

Feines Drechselholz, für die Herstellung von Spindeln (Spindelstrauch), Stricknadeln, Schachbretter, Orgelpfeifen, Schuhnägel und zur Herstellung von Zeichenholzkohle und Schießpulver.

Sonstige Teile verwendet zu…

-/-

Wichtige Schädlinge

Nach dem Laubaustrieb werden die Pflanzen häufig von der Gespinstmotte Yponomeuta plumbellus, einem Kleinschmetterling, befallen, dessen Larven die Sträucher mit einem dichten Gespinst überziehen. Zum Glück schädigt der Kahlfraß den Strauch nicht nachhaltig, denn er treibt recht bald wieder aus.

Auch die schwarze Bohnenlaus Aphis fabae befällt das Gemeine Pfaffenhütchen oft so stark, dass die Zweige schwarz gefärbt sind.

Kulturhistorische Infos

Funde an steinzeitlichen Siedlungsplätzen deuten darauf hin, dass man das Holz des Pfaffenhütchens schon damals verwendete. Allerdings erschließt sich aus den Funden nicht, wozu es gebraucht wurde. Möglicherweise liegt des Rätsels Lösung im alten Namen „Spindelstrauch“ verborgen: Wegen der Härte und Zähigkeit des Holzes verarbeitete man es früher zu Spindeln. Mit solchen Handspindeln wurden schon vor 8.000 Jahren Fasern versponnen, was Funde in Griechenland belegen. Möglicherweise hat sich ja Dornröschen mit einer Spindel aus dem Pfaffenhütchen vergiftet, wobei allerdings auch der Weißdorn (siehe dort) zu den Tatverdächtigen zählt.

Sagen und Mythen

Der Bezug zum Spinnen brachte die Pflanze auch in die Nähe der Schicksalsgöttinnen, die den Lebensfaden spannen (Moiren, Parzen, Nornen). Man glaubte, die  nordische Göttin Frigg würde mit ihrem Spinnrocken die Wolken an den Himmel spinnen. Ihr Spinnrocken wurde später Maria übertragen.

Naturschutzfachliches

Obwohl das Pfaffenhütchen zu den Giftpflanzen gehört, ernähren sich davon 21 Insektenarten. Vor allem die nektarreichen Blüten sind ein wahrer Insektenmagnet. Von den giftigen Früchten ernähren sich 24 Vogelarten, unter anderem scheinen sie für das Rohkehlchen ein besonderer Leckerbissen zu sein. In Frankreich nennt man das Pfaffenhütchen Meisenholz. Auch Drosseln, Kleiber und Elstern lieben die orangefarbenen Früchte. Für die Vögel ist die Frucht nicht giftig, da sie nur den Samenmantel (Arillus) verdauen und die Steinkerne unbeschädigt ausscheiden. Vögel sind Hauptverbreiter des Pfaffenhütchens. Außerdem nagen etwas 15 Säugetierarten an Blättern, Trieben und Früchten. Gelbhalsmaus und Rötelmaus haben es beispielsweise auf die Früchte abgesehen.

Klimaprognose

 

Baum des Jahres

Giftpflanze des Jahres 2006

 

Naturheilkunde

Im Jahre 1240 beschreibt der Mönch Caesarius die gute Wirkung des Samens gegen Ungeziefer. Die Gottesmutter soll einem Jungen erschienen sein, der an Kopfkrätze litt. Maria riet ihm sich vor der heiligen Messe dreimal mit den Früchten des Pfaffenhütchens den Kopf zu waschen, und zwar im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Man setzte also die „Lausbeere“ als frühes Insektizid gegen Kopfläuse, Krätzmilben und Bettwanzen ein.

Verwendung in der Küche

Achtung giftig: Für Menschen sind alle Pflanzenteile sehr giftig. 3 Früchte werden in der Regel von Erwachsenen problemlos vertragen. Erst ab 30 Früchten spricht man von einer tödlichen Dosis. Für kleine Kinder können aber schon 3-4 Früchte gefährlich sein. Sie treten in den Statistiken über Giftberatungsfälle häufig auf. Im Samen ist das meiste Gift, es wirkt nach 12-16 Stunden durch Übelkeit, Krämpfe, Durchfall und Kreislaufstörungen. Giftstoffe: herzwirksame Steroidglykoside und sehr giftige Alkaloide

Naturparkspezifisch

In unserer Region heißt die Pflanze Pforrakappl.