Deutscher Name
|
Schlehe
|
Lateinischer Name
|
Prunus spinosa L.
|
Namensbedeutung
|
Das indogermanische (s)li bedeutet „bläulich“
Das althochdeutsche sleha geht auf das serbokroatische šljiva zurück, was Zwetschge bedeutet.
Spinosa = lat. stachlig, dornig
|
Baum/Strauch
|
Strauch
|
Fremdländisch/einheimisch
|
Einheimisch
|
Laub-/Nadelholz
|
Laubholz
|
Blattform
|
Verkehrt-eiförmig bis elliptisch, 3-4 cm lang, stumpf, kerbig gesägt, oberseits dunkelgrün und kahl, unterseits heller an den Nerven behaart, am Spreitengrund mit undeutlichen Nektardrüsen.
|
Rinde
|
Die Rinde ist dunkel bis schwärzlich und reißt mit fortgeschrittenen Alter in schmale Streifen.
|
Blüte
|
Weiß, 1-1,5 cm breit, meist einzeln, Stiele kaum über 5 mm lang, kahl.
April, vor den Blättern
|
Frucht
|
Kugelig bis fast eiförmig, 1-1,5 cm lang, blau bereift, später fast schwarz, lange haftend, herb, Stein abgeflacht, stark runzelig. Das grünliche Fruchtfleisch löst sich nicht vom Kern. Die Früchte sind so herb, dass sie die Zähne „stumpf“ werden lasse und die Mundschleimhäute zusammenziehen. Erst durch lange Reifezeit bzw. eine Frostnacht und durch Erhitzen werden sie für uns genießbar
|
Wuchsform
|
Sparrig verzweigter, stark dornig bewehrter Strauch, starke Ausbreitung durch Wurzelsprosse. Junge Triebe anfangs behaart, später kahl und rötlich.
|
Höhe
|
1-4 m
|
Alter
|
Bis zu 100 Jahre
|
Standort
|
An vollsonnigen Fels- und Berghängen, in Hecken, an Feldrainen.
Auf nährstoffreichen, oft kalkhaltigen, mittel- bis tiefgründigen Lehmböden sowie feinerdearmen Gesteinsböden.
|
Holz verwendet zu…
|
Das Holz diente als Packmaterial für Gradierwerke in Salinen.
Schnitzwerke und Spazierstockherstellung.
|
Sonstige Teile verwendet zu…
|
Herstellung von „Dornentinte“ aus der Rinde der Schlehe
Ingenieurbiologische Nutzung der Schlehe zur Befestigung von Hängen.
|
Wichtige Schädlinge
|
Gespinstmotte
|
Kulturhistorische Infos
|
In jungsteinzeitlichen Siedlungen hat man zahlreiche Schlehenkerne gefunden.
Die Schlehe gilt zusammen mit der Kirschpflaume (P. cerasifera) als Elternteil der Kulturpflaume (P. domestica), deren Züchtung schon vor etwas 3.000 Jahren in Kleinasien (Anatolien) gelang.
Spinnerinnen kauten die herb-sauren Beere, welche den Speichelfluss anregt, um immer genügend Speichel zum befeuchten der Spinnfäden zu haben.
In der Oberpfalz bekanntes Volkslied: "Annamirl, Zuckerdirl, gäih mit mir in d'Schläiha, i ko niat gäih, i koniat gäih, i hob a wäiha Zäiha."
Ein Gedicht von Emil Gött: "So mancher Mensch hat Schlehen-Art; Am grünen Zweig ist er herb und hart. Und erst der Reif einer Winternacht Mürbe ihn und genießbar macht."
|
Sagen und Mythen
|
Wer die ersten drei Schlehenblüten im Frühling isst, bleibt das Jahr über vor Sodbrennen und Fieder bewahrt.
Der Schlehe wurde eine starke Schutzwirkung vor Hexen nachgesagt und darum wurden häufig Höfe und Weiden von Schlehenhecken umgeben.
Blüht der Schlehdorn stark, gibt’s viele uneheliche Kinder.
Ein gehäuftes Auftreten von Schlehenfrüchten soll auf einen starken Winter hindeuten
In Posen wird berichtet, dass der Kreuzdorn der Schlehe unterstellte, ihre Zweige für die Dornenkrone Jesu bereitgestellt zu haben. Um die Unschuld der Schlehe zu offenbaren, schüttete Gott des Nachts unzählige weiße Blüten über dem Strauch aus.
|
Naturschutzfachliches
|
Die Schlehe bietet oft schon im März reichlich Nektar für zahlreiche Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge. 137 Insektenarten wurden als Blütenbesucher oder Blattfresser registriert. Die Raupen zahlreicher Schmetterlinge ernähren sich von ihren Blättern. Über 70 Schmetterlingsarten legen hier ihre Eier ab, darunter sehr seltene Arten wie der Segelfalter. Das Gehölz bietet Nistmöglichkeiten für viele Vögel, denn durch die Dornen sind sie gut geschützt vor Nesträubern. Der selten gewordene Neuntöter spießt seine Beutetiere gerne an den Dornen der Schlehe auf. Mehr als 20 Vogelarten ernähren sich von den Schlehenfrüchten.
Einige Schmetterlingsarten sind fast ausschließlich auf Schlehen angewiesen, so der Segelfalter.
|
Klimaprognose
|
Die Schlehe ist sehr anpassungsfähig und trockenresistent. Sie kommt schon jetzt in Gebieten von Auwäldern bis hin zu Trockenhängen vor.
|
Baum des Jahres
|
-/-
|
Naturheilkunde
|
Volksmedizinisch werden die Blüten als mildes Abführmittel, zur Entwässerung und als Hustenmittel eingesetzt.
Der aus den Früchten hergestellte Wein soll blutreinigend wirken, die Abwehrkräfte steigern und bei rheumatischen Beschwerden helfen.
Der frische, verdünnte Saft ist bei Schleimhautentzündungen im Mund hilfreich.
|
Verwendung in der Küche
|
Blüten als Gewürz in Süßspeisen oder Tees oder mit Zuckerwasser benetzt und getrocknet kandiert als Nascherei.
Früchte kurz vor dem ersten Frost ernten, 3-4 Wochen in Salz ziehen lassen und anschließend in Öl einlegen.
Früchte verlieren nach dem Frost etwas von dem herb-sauren Geschmack und können roh gegessen oder zu Mus passiert werden. Das Mus verwendet man zur Herstellung von Säften, Spirituosen, Aufstrichen und Kompott. Getrocknet eignen die Früchte sich auch als Tee.
Junge Blätter können gehackt oder getrocknet als Gewürz verwendet werden.
Sie können auch das ganze Jahr als Tee verarbeitet werden
|
Naturparkspezifisch
|
In weiten Bereichen des Naturparks Hirschwald landschaftsbildprägend als Bestandteil von Hecken, Feldgehölzen und Waldrändern.
|