Kastl

Kunstwanderstation Kastl

GESCHICHTE DER KULTURLANDSCHAFT IM LAUTERACHTAL
Der Standort der Kunstwanderstation in Kastl ist neben dem ehemaligen Bahnhof. Dort sind ein Café und ein Gasthof benachbart. Neben dem Wanderweg führt auch ein Radweg dort vorbei. Er ist außerdem in räumlicher Nähe zu einem Kneippbecken, zur Lauterach und einem Wohnmobilstellplatz - also ein Standort in Kastl, der von vielen Besuchern aufgesucht wird und wo auch Einheimische spazieren gehen, im Bereich der Lauterach auch viele Hundebesitzer. Das Kunstwerk selbst erzählt einen Aspekt der Geschichte der Klosterburg, die vom Standort der Station sehr gut zu sehen ist.

In Kastl greifen Natur und Kultur ineinander. Geprägt durch die Landschaftsform des Bayerischen Jura dominieren die Klosterburg und die Schweppermannsburg die Felsen. Das Tal der Lauterach verläuft von Ost nach West und hat darum sonnenverwöhnte Südhänge. Sonne und flachgründige Böden bieten Spezialisten aus der Pflanzen- und Tierwelt Lebensraum. Die Wacholderhänge sind durch Rinder- und Schaf-Beweidung entstanden, die spitze Nadeln des Wacholders von den Tieren gemieden werden. Ohne Beweidung setzt schnell die Verbuschung durch Schlehen ein, und Licht und Wärme liebende Arten verschwinden. Um dies zu verhindern, werden heute Schafe und Ziegen eingesetzt, manchmal auch wieder Rinder. Der Wacholderwanderweg führt direkt durch die duftenden Hänge, auf denen Thymian, Karthäusernelken, Enziane und Orchideen blühen und eine Vielzahl von Schmetterlingen und Bienen auf der Suche nach Nahrung sind.

Der Ortskern ist durch die Ackerbürgerhäuser geprägt. Das Rathaus lässt den einstigen Reichtum des Marktes erahnen. Begeben Sie sich auf einen historischen Rundweg rund um den Ort, vom Karner in Pfaffenhofen bis hinauf zur Klosterburg. Dort liegt die Mumie der Prinzessin Anna.

Kunstwerk: PRINZESSIN ANNA
Im Jahre 1319 verweilt König Ludwig der Bayer mit seiner Familie in Kastl. Seine kleine Tochter Prinzessin Anna stirbt während des Aufenthalts. Ihre Leiche wird mumifiziert und verbleibt in Kastl. Die eigentliche Todesursache konnte nicht endgültig geklärt werden. Dieses historische Ereignis bildet die thematische Grundlage der Kunstwanderstation Kastl. Die Dominanz der Burganlage aus dem Jahr 1103-1129 prägt das malerische Ortsbild von Kastl, so war es naheliegend einen historischen Hintergrund für das Kunstwerk zu wählen. So wie das Schicksal der Prinzessin vor vielen hundert Jahren, so stellt sich nach wie vor die Frage: Gibt es ein vorbestimmtes Schicksal besteht eine größere Gerechtigkeit deren zusammenhänge wir nicht kennen, einen göttlichen Plan den wir nicht einsehen können. Diesen Fragen spürt das Kunstwerk nach. In einen 2,0 x 2,0 x0,8 m großen Felsblock aus Juramarmor ist ein Blei-/Bronzerelief eingearbeitet. In diesem Relief eingelassen befinden sich zwei Dreiviertelreliefs und eine Vollplastik. Die Vollplastik ist aus Bronze, die Reliefs aus Bronze und Blei. Im ersten Relief wird die Prinzessin im Kindesalter dargestellt, im zweiten Relief wird die Prinzessin als Mumie dargestellt, dazwischen in der Felsnische wird die Prinzessin in einer nicht in Erfüllung gegangen Option dargestellt. Sie erscheint als Vision im Stein, als erwachsene junge Frau. In die Reliefs werden Textfragmente und Jahreszahlen eingearbeitet, teilweise deutlich und verständlich, teilweise in einer unleserlichen Fantasiesprache, die auf unsere Unkenntnis über unser eigenes Schicksal hinweist. Zum künstlerischen Ausdruck: es wird eine moderne Formsprache mit historischen, mittelalterlichen Elementen verbunden. Zum Beispiel werden Teile der Ornamentik, die in die Tumba der Prinzessin eingearbeitet wurden, in die Reliefs übertragen. Die Figuren werden formal zeitlich neutral gehalten. Der Felsblock aus Juramarmor nimmt Bezug auf die geologische Besonderheit der Region.

Gestaltung des Jura-Steinblocks durch Hanna Regina Uber und Robert Diem

Vollplastik der Prinzessin: Michael Pickl, Kastl